Pressemitteilung
49€-Deutschlandticket oder 19€-Regionalticket?
ÖDP fordert Stärkung der Regionalkultur mit dem Kulturpass in Kombination von Regio100-Tickets!
Angesichts der Debatten um die Weiterfinanzierung des sogenannten Deutschlandtickets, und der weiterhin nicht kostendeckend arbeitenden ÖPNV-Betriebe durch die allgemein viel zu hohen Vertriebskosten, verlangt die ÖDP ein radikal ökologisches Umdenken von Bund und Ländern beim Thema „Öffentlicher Verkehr“ insgesamt.
Die ÖDP Ostthüringen beklagt, dass es bei dem 49€-Ticket von Beginn an nie um eine ernstgemeinte Willensbekundung der Ampelregierung hin zu einer „Mobilitätswende“ mit einer dafür erforderlichen politischen Strategie und solidem Finanzierungsmodell ging, sondern lediglich um eine „Attraktivitätssteigerung zum Nulltarif“²:
Die Entscheidung der Ampel, der FDP das Verkehrsministerium zu überlassen, hat den Anfang vom Ende der Mobilitätswende markiert. Es wird keine Weiterfinanzierung des Deutschlandtickets zu den bisherigen Konditionen geben. Es wäre daher wichtig, endlich einmal wieder den Fokus auf die Strukturen im Regionalverkehr zu legen – und die sind Ländersache! In den Ländern und Kommunen können die hohen Vertriebskosten mit einem vereinheitlichten IT- und Tarifsystem so sehr reduziert werden, dass der Nahverkehr tatsächlich in der Fläche weiter ausgebaut und somit attraktiver werden kann.
Die ÖDP Ostthüringen und die ÖDP Westsachsen halten daher an ihren bisherigen Überlegungen fest, ein monatliches Regionalticket für einheitlich 19 € für Erwachsene und 9 € für Kinder ab 6 Jahren durch Bund und Länder anteilig finanzieren zu lassen.
Die Idee dahinter: Wie bei den Tarifzonen im städtischen ÖPNV gilt ein festgelegter Gültigkeitsradius, der über Luftkilometer anstelle von Straßen- und Schienenkilometern berechnet wird.
Zusätzlich werden Familien finanziell entlastet, die sich bewusst für einen Umstieg von PKW auf Bus und Bahn entscheiden, denn das von der ÖDP favorisierte 19€-Ticket vom Automaten kommt der Alltagsmobilität von Familien, Pendlern, Senioren, Kulturschaffenden und Selbständigen viel mehr entgegen als ein deutschlandweites Ticket im Abo-Vertriebssystem. Mobilität ist nicht Verkehr!³ Je kürzer die Wege, desto effektiver der Umwelt-, Natur- und Gesundheitsschutz!
Das Deutschlandticket selbst sollte dabei nicht der Vergangenheit angehören. Es dient als erster Anreiz, sich intensiver mit alternativer Mobilität fernab des Individualverkehrs auseinanderzusetzen. Dennoch: das Greenwashing-Instrumentarium „Elektromobilität“ der Ampel öffnet der weiteren Zerschneidung von Landschaften und Ökosystemen Tür und Tor durch den unverminderten Ausbau von Straßeninfrastruktur. Zudem bereitet die einseitige Förderung der „Batterie“ als Speichertechnologie ernsthafte Sorgen bei Fragen des Umweltschutzes (Boden und Wasser) und damit des allgemeinen Gesundheitsschutzes.
Mobilität ist auch eine Frage der kulturellen Teilhabe
Ein Regionalticket macht nicht nur bei Fragen in der Klima- und Verkehrspolitik Sinn (wir brauchen weniger anstatt mehr Verkehr), sondern auch mit Blick auf die Kulturpolitik. „Kultur muss man sich leisten können“ heißt es viel zu oft von Seiten der Politiker und wird dennoch immer wieder subventioniert. Die Kommunen sind von diesen Subventionshilfen der Landesregierungen und den Bundesfördermitteln des Kulturstaatsministeriums abhängig. Wäre es da nicht sinnvoll, wenn man (jungen) Menschen in strukturschwachen Regionen die Möglichkeit biete, mit einem Regionalticket ihre Heimat auch in kultureller Hinsicht zu erkunden, wenn dafür den „Verbrauchern" auch mehr Geld am Ende des Monats zur Verfügung stünde? Wäre es nicht auch in Bezug auf Abwanderungstendenzen in große Metropolen oder westdeutsche Kommunen gerade für ostdeutsche Flächenländer von besonderem Interesse, die kulturelle Vielfalt auch hier vor Ort sichtbarer zu machen? Mit einem Regionalticket sparen auch junge Menschen monatlich 30€ für Mobilität, die sie stattdessen in Live-Kultur aus der Region stecken können – zusätzlich zum 200€-Kulturpass der Bundesregierung, um lokale Kultureinrichtungen zu fördern.
Abgesehen von der Wirkung des 49€-Tickets hin zu überregionaler Mobilität auch für junge Kulturpassinhaber, hält die ÖDP Ostthüringen es für sinnvoll, den Kulturpass an Jugendliche mit Schulabschluss ab 16 Jahre zu vergeben. Die Kombination „Kulturpass ab 16“ mit einem Regio100-Ticket würde möglicherweise dazu führen, dass mehr Schulabgänger mit qualifiziertem Abschluss in der Region verbleiben, sich bei regional ansässigen Unternehmen ausbilden lassen und auch die kulturellen Angebote vor Ort nutzen. Kultur vor Ort kann identitätsstiftend sein und trägt somit auch zu einer stärkeren Verbundenheit mit der Herkunftsregion bei. „Kultur erfahren“ durch das Regio-Ticket - ÖPNV-Strategiewechsel jetzt!
Quellen:
² „Der Witz an der deutschlandweiten Gültigkeit ist nämlich, dass es "nur" eine gegenseitige Anerkennung ist. Sozusagen eine Attraktivitätssteigerung zum Nulltarif. Warum diese nicht nutzen?“(Fahrgastverband PRO BAHN Thüringen e.V., Olaf Behr, Vorsitzender)
³ https://www.oedp.de/aktuelles/blog-montagsgedanken/newsdetails/news/wir-brauchen-eine-umfassende-mobilitaetswende
https://www.oedp.de/aktuelles/newsletter-archiv/newsletter-22092023/aktionen-fuer-eine-schonende-mobilitaet
https://www.stern.de/politik/deutschland/deutschlandticket--darum-koennte-das-erfolgsmodell-vor-dem-aus-stehen-33902760.html
https://www.zeit.de/kultur/2023-08/kulturpass-jugendliche-bundesregierung-claudia-roth
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/kulturpass-junge-erwachsene-kritik-100.html
https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/umstritten-der-200-euro-kulturpass-fuer-junge-menschen-100.html